Transkriptionsregeln
Prinzipien
Eine Transkription ist immer auf einer Skala zwischen Quellentreue und erleichterter Lesbarkeit angesiedelt. Extreme Quellentreue (hyperdiplomatische Transkription) ist im Prinzip wünschenswert, kann aber sehr kompliziert und aufwändig werden. Starke Leseorientierung erfordert Interpretation und würde Unterschiede nivellieren und Befunde zunichte machen, die für die Forschung wertvoll sein können. Es ist deshalb ein sinnvoller Mittelweg zu finden.
einzelne Regeln
- Umgang mit Abkürzungen
- Abkürzungen werden aufgelöst und der aufgelöste Teil in transkribus als Auflösung markiert
- Groß- und Kleinschreibung
- 16. Jh. bis X (ca. 1700)
- alles klein, außer Eigennamen (Personen, Orte etc.)
- ab Zeit X (erkennbares System von Groß-/Kleinschreibung und Satztrennung)
- wie Vorlage
- 16. Jh. bis X (ca. 1700)
- Interpunktionszeichen
- originale Interpunktionszeichen (z.B. / ) werden beibehalten
- keine moderne Interpunktion einführen
- Getrennt- und Zusammenschreibung, "Spacing"
- 16. Jh.: nach heutigem Wortverständnis (auch Worttrennung durch rund-s wird hier ignoriert)
- Einzelne Buchstaben
- u und v: Bis zum Jahr nnnn gibt es in den Protokollen NICHT zwei Buchstaben (u und v), sondern nur ein u, das aber zwei positionell bestimmte Formvarianten hat (v am Wortanfang, u sonst) und zwei Lautwerte (vokalisches u und konsonantisches v). Wir transkribieren nach angenommenen Lautwert (Beispiel: ussgeven). Nicht formtreu (vssgeuen) und nicht buchstabentreu (ussgeuen).
- ſ und s: langes (Schaft-) und rundes s sind positionsbedingte Formvarianten des Buchstaben s. Das runde s markiert das Ende eines Wortes, ansonsten wird Schaft-s verwendet. Die Unterscheidung ist morphologisch interessant, weil sie ein Indiz für die Trennung und das Zusammenwachsen von Wörtern ist. Wir vereinheitlichen zu s (wir transkribieren nicht formtreu)
- i und j: Problem: wie unterscheidet man verlängertes i und j? Will man zwei Buchstaben postulieren oder nicht? Zu klären: ij am Wortende als ii oder ij?
- c und t: in deutschen Texten nach Lautwert, in lateinischen Begriffen nach Standardorthographie
- cz und tz: schauen wir uns an den Texten an
- Diakritika / überschriebene Zeichen
- 16. Jh.: Das Vorhandensein von Punkten auf i oder u wird ignoriert; wir transkribieren immer u (nicht ü)
- überschriebene Zeichen: wir verhalten uns dazu, wenn wir ihnen begegnen
- Interpunktionszeichen
- 16. Jh.: Vorschlag = schräge Striche werden als Slash ( / ) transkribiert
- Klammern und ähnliches wie in der Vorlage
- Zahlzeichen
- römische Zahlen werden groß geschrieben
- Sonderformen (z.B. halbe einsen) müssen wir uns ansehen
- Ordinalzahlen: Punkt ggf. ergänzen
- Zeilenumbruch
- Die Transkription erfolgt zeilentreu mit markiertem Zeilenumbruch. Dies ergibt sich aus der Benutzung von Transkribus aber implizit.
- Streichungen u.ä.
- Schreiberstreichungen (auf Wortebene, auf Eintragsebene): als solche markieren
- Unterstreichungen: bewahren
- Hoch- und Tiefstellungen
- Verschreibungen
- keine stillschweigende Korrektur
- Nachträge, Ergänzungen
- unleserliche Stellen
- markieren durch eckige Klammern, Befund verbalisieren ("drei unleserliche Wörter")
- Schriftwechsel deutsche Schrift / lateinische Schrift